Wie finde ich meinen eigenen Führungsstil?
Mit dem Aufstieg in eine leitende Position taucht bei vielen Firmenmitarbeitern fast automatisch die Frage auf: Wie finde ich meinen eigenen Führungsstil? Schließlich will man der neuen Führungsaufgabe eine eigene Note verleihen, denn ein individueller Stil hat auf andere Menschen eine überzeugende Wirkung.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um herauszufinden, welcher Führungsstil am besten zu einem passt. Nachfolgend sind einige Tipps für Sie aufgelistet, damit Sie rasch Ihre ganz persönliche Führungsmethode entwickeln können.
1. Selbst-Reflexion: Welchen Führungsstil haben Sie?
Zunächst wäre ein erster Schritt, dass Sie sich mit verschiedenen Führungsstilen gedanklich auseinandersetzen. Überlegen Sie, welche Art von Leadership Ihrem Persönlichkeitsprofil und Ihren Werten entspricht. Dies sind die häufigsten Führungsstile, die in der Praxis vorkommen:
- Kooperativer Führungsstil: Hierbei schafft die Führungskraft eine Arbeitsatmosphäre, in der alle Beteiligten ihre Ideen und Meinungen einbringen können. Die Belegschaft wird außerdem in Entscheidungsprozesse einbezogen. Im Zentrum steht die Förderung von Teamarbeit sowie die Stärkung von Beziehungen und Kommunikation. Die Führungskraft nimmt eine unterstützende Rolle ein und gibt den Mitarbeitern die Freiheit, eigene Lösungen zu entwickeln.
- Autokratischer Führungsstil: Im Gegensatz zum kooperativen Führungsstil übt die Führungskraft eine starke Kontrolle über Arbeitsumgebung und -abläufe aus. Die Mitarbeiter haben wenig Mitspracherecht und erhalten kaum Gelegenheit, Ideen und Meinungen einzubringen. Bei Entscheidungen hat die Führungskraft das letzte Wort. In bestimmten Situationen, wo es auf die rasche Umsetzung von Entscheidungen ankommt, ist der autokratische Führungsstil durchaus sinnreich. Allerdings kann er auf Dauer die Kreativität und Eigeninitiative von Mitarbeitern einschränken.
- Laissez-Faire Führungsstil: Bei diesem Führungsansatz mischt sich der Vorgesetzte nur selten in die Arbeitsprozesse und -entscheidungen des Teams ein. „Laissez-faire“ meint, dass der Vorgesetzte seinen Mitarbeitern viel Freiheit und Selbstbestimmung bei der Erledigung ihrer Arbeit zugesteht. Der Führungsstil setzt jedoch voraus, dass Mitarbeiter hoch motiviert und in der Lage sind, ihre Aufgaben selbstständig zu organisieren und zu vervollständigen. Die Führungskraft sollte allerdings verfügbar sein, um Unterstützung und Ratschläge zu geben, wenn dies erforderlich ist.
- Strategischer Führungsstil: Als Führungskraft entwickeln Sie eine langfristige Perspektive und konzentrieren sich auf die Entwicklung von Strategien und Plänen, um das Unternehmen erfolgreich voranzubringen. Sie analysieren dafür die aktuelle Situation des Betriebs und die Umgebung, in der er operiert, um klare Ziele zu entwickeln und anzusteuern. In dynamischen und sich schnell verändernden Arbeitsumgebungen zeigt sich dieser Führungsstil als besonders wirksam. Als strategische Führungskraft ist es wichtig, dass Sie Ihren Mitarbeitern die notwendigen Ressourcen und Unterstützung zukommen lassen, Empathie zeigen und gleichzeitig fähig sind, klare Entscheidungen zu treffen.
Um Ihren eigenen Führungsstil zu finden, sollten Sie für sich das Für und Wider der hier vorgestellten Stile erwägen. Sie müssen sich dabei nicht auf einen Stil festlegen, der von nun ab für immer gilt. Schließlich entwickeln Sie sich mit der Zeit als Persönlichkeit weiter und damit verändert sich auch Ihre Art zu führen. Es kann situativ auch sinnvoll sein, dass Sie eine Mischung aus mehreren Führungsstilen anwenden, um sicherzustellen, dass die Stärken verschiedener Ansätze effektiv genutzt werden.
2. Feedback holen
Wenn Sie sich nicht allein auf Ihre Selbst-Reflexion verlassen wollen, können Sie sich auch Rückmeldung von anderen einholen. Beispielsweise von Kollegen, Mitarbeitern oder Vorgesetzten. Ein solches Feedback zeigt Ihnen oft Seiten an sich selbst auf, die bei Überlegungen im stillen Kämmerlein leicht übersehen werden.
Um den passenden Führungsstil für sich selbst zu finden, sollte also auch die Außenwirkung berücksichtigt werden. Das kann in der Weise geschehen, dass Sie Personen in Ihrer Umgebung konkrete Fragen stellen, wie beispielsweise:
- Wie werde ich als Person wahrgenommen?
- Welche Wünsche werden an mich als Führungskraft gestellt?
- Welche Erwartungen haben die Kollegen an mich als Vorgesetzten?
- Wie kann ich möglichen Problemen in der neuen Position vorbauen?
Seien Sie für eine ehrliche Kommunikation offen – es darf dabei auch Kritik vorkommen. Vor allem, wenn sie konstruktiv gemeint ist. So können Sie bereits im Vorfeld abschätzen, welche Erwartungen man an Sie als Chef hat und wo versteckte Spannungen vorliegen, die sich zu einem späteren Zeitpunkt zu Konflikten ausweiten können. Das Feedback kann Ihnen insgesamt helfen, sich selbst als Führungsperson besser zu verstehen und gegebenenfalls Korrekturen am eigenen Verhalten vorzunehmen.
3. Eine weitere Möglichkeit, um den eigenen Führungsstil zu finden, ist, sich mit kompetenten Führungskräften zu treffen und von ihren Erfahrungen zu lernen.
Ein solch professioneller Austausch bedeutet jedoch nicht, dass Sie sich einen anderen Führungsstil aneignen oder ihn gar kopieren. Das wäre kontraproduktiv – Sie wollen ja etwas Eigenes schaffen.
Versuchen Sie stattdessen im Gespräch herauszufinden, wie die Führungspersönlichkeit ihren speziellen Stil ausgebildet hat, welche Schwierigkeiten es dabei zu überwinden galt und an welchem Punkt sie gemerkt hat, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist.
Behalten Sie auch im Blick, dass jedes Unternehmen unterschiedliche Anforderungen an seine Führungskräfte stellt. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn Sie zumindest am Anfang einen Mentor haben, der Ihnen kontinuierlich mit seinem Wissen und seinen Erfahrungen zur Seite steht, bis Sie Ihren eigenen Führungsstil gefunden haben.
4. Um als Führungskraft wachsen zu können, sollten die Rahmenbedingungen stimmen.
Sprich: In einem Umfeld, wo Schwierigkeiten vorprogrammiert sind, wo Ihnen Steine in den Weg gelegt werden oder eine Angstkultur herrscht, kann es mitunter problematisch sein, den eigenen Führungsstil zu finden. Denn Sie müssen sich gedanklich und real mit zu vielen anderen Sachen beschäftigen.
Wenn Sie sich für einen Führungsposten in einer Firma bewerben, ist es ratsam, sich vorab Informationen über den Betrieb einzuholen. Das Internet bietet hierzu reichlich Raum, um sich ein Gesamtbild über das Unternehmen zu verschaffen.
Falls Sie Zweifel hegen, können Sie auf die Stelle verzichten. Das mag bei einer attraktiven Position nicht immer leicht sein. Eine Alternative wäre dann, dass Sie sich entschließen, die Herausforderung anzunehmen und zu versuchen, mit Ihrem Führungsstil dem Unternehmen eine neue Richtung zu geben. Das kann so aussehen:
- Sie agieren als Vorbild. Dazu gehört, dass Sie eine offene Kommunikation pflegen und bereit sind, die bestehenden Verhältnisse zu ändern.
- Sie sorgen für ein besseres Kennenlernen der Mitarbeiter untereinander. Denn mehr Wissen voneinander führt zu mehr Verständnis und Kollegialität.
- Sie führen eine Gesprächskultur ein und sorgen dafür, dass alle Teammitglieder denselben Wissen- und Informationsstand haben.
- Sie sind bereit, Verantwortung zu übernehmen – Mitarbeiter erhalten so psychologische Sicherheit. Denn sie vertrauen darauf, dass sie sich auf Sie und Ihre Führungskompetenz verlassen können.
Fazit:
Um den eigenen Führungsstil zu finden, haben Sie verschiedene Optionen: von eingehender Selbstreflexion bis hin zu „learning by doing“ in einem neuen beruflichen Umfeld. Ihnen steht eine Reihe von Führungsstilen zur Auswahl, von denen auch zwei oder drei gleichzeitig zum Einsatz kommen können, wenn die jeweilige Situation es erfordert.
Um überzeugend zu führen, sollten Sie es vermeiden, Führungsmethoden blind zu kopieren. Besser ist es, einen Mentor zurate zu ziehen, der mit Ihnen den beruflichen Anforderungen gemäß einen für Sie passenden Führungsstil entwickelt.